Der Weg Deutschlands zum Grundgesetz führt durch Abgründe. Am Wegrand stehen Zwangsarbeiter und Herrenmenschen. Am Wegrand steht die Weiße Rose. Am Wegrand steht die Bogerschaukel, am Wegrand lesen wir das letzte Wort des Angeklagten Boger aus dem Auschwitz-Prozess: "Ich habe nicht totgeschlagen, ich habe Befehle ausgeführt." Wilhelm Friedrich Boger war ein deutscher SS-Oberscharführer im KZ Auschwitz. Er führte dort eine als Bogerschaukel bezeichnete Foltermethode ein. Das Grundgesetz beginnt deshalb mit dem Gedenken an die Menschen- und Menschheitsverbrechen, an Auschwitz, Sobibor, Treblinka, Majdanek und Dachau, es beginnt mit der Reaktion auf Gräuel und Verbrechen. Es beginnt mit der großen, der ewigen Mahnung in Artikel 1: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Das bedeutet: Der Staat findet seine Rechtfertigung darin, dass er diese Würde achtet und schützt. Die Freiheitsgrundrechte des Grundgesetzes sind die rechtliche Antwort auf die Erniedrigung und Auslöschung der Individuen durch ein System planmäßiger Willkür. Die Grundrechte bewahren auch die Erinnerung an ihre systematische Beseitigung im sogenannten Dritten Reich. (Heribert Prantel, SZ, 7.01.2019)
Das Konzertprojekt „Ich wandre durch Theresienstadt“ erinnert an die Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Januar 1945 und beschäftigt sich mit Kompositionen und Gedanken zum Themenkreis Schuld–Leid–Gewalt, mit deren Ursachen und Folgen. Das wichtigste Anliegen aller monotheistischen Religionen, Barmherzigkeit und Mitmenschlichkeit, durchzieht alle Kompositionen wie ein roter Faden.
Die "Lieder" von Ilse Weber (1903 Witkowitz–1944 Auschwitz), einer deutschsprachigen jüdischen Schriftstellerin aus Tschechien, entstanden im Konzentrationslager Theresienstadt und betrachten das Schicksal von Menschen, denen keine Barmherzigkeit zuteil wurde.
Ein Höhepunkt des Konzertes wird die Aufführung der Missa Misericórdiae des Chemnitzer Komponisten Thomas Stoß (*1969) sein. Dieses Werk rückt das Thema Barmherzigkeit in den Mittelpunkt und
weist damit den Weg zu einem Lösungsansatz, der eindrucksvoll mit musikalischen Mitteln dargestellt wird. Thomas Stoß studierte von 1991 bis 1998 an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar. Er erhielt Kompositionsaufträge von der Neubrandenburger Philharmonie, der Ernst Barlach Stiftung Güstrow, dem ensemble diX und dem Chemnitzer Barockorchester.
Tickets: VVK: Tourist Information, www.reservix.de
14 €, Aufschlag Abendkasse 2 €, Kinder bis 6 Jahre frei.
In Zusammenarbeit: Mittelsächsisches Theater, TU Bergakademie Freiberg, Kulturraum Erzgebirge-Mittelsachsen
Veranstaltungsort
Nikolaikirche