Um ehemalige Tagebaue künftig besser rekultivieren zu können, arbeitet die Universität mit europäischen Experten an einem neuen Geo-Informationssystem mit hochauflösenden Daten und virtuellen Prognose-Werkzeugen für die gezielte Simulation des Kohleausstiegs vom jetzigen Abbau bis zur Nachnutzung.
„Mit dieser Technologie sollen auch Nichtfachleute bereits vor dem ersten Spatenstich eine klare Vorstellung von zukünftigen Landnutzungsformen erhalten können. So können wir eine effiziente und transparente Kommunikation der Sanierungsträger mit allen beteiligten Interessengruppen ermöglichen“, erklärt Prof. Dr. Jörg Benndorf vom Institut für Markscheidewesen und Geodäsie das Ziel des kürzlich gestarteten und von der TU Bergakademie Freiberg koordinierten europäischen Projekts „TRIM4Post-Mining“. Zum Einsatz kommen dafür interaktive Virtual-Reality- und Augmented-Reality-Technologien, die die dynamische Landschaftsentwicklung virtuell simulieren und modellieren können.
Zu Nutze machen sich die Wissenschaftler/innen dafür die bereits digital erfassten Daten aus dem Tagesgeschäft der Unternehmen. „Diese Daten können uns auch für die Zukunft wichtige geotechnische und umweltrelevante Informationen über wertvolle Ressourcen in den Halden und Kippen geben. Ergänzt mit modernen 3D-Lasern und bildgebender Sensorik lassen sich so ganz individuell die Eigenschaften der lokalen Halden charakterisieren und dokumentieren. Eine derartige Datenbasis ermöglicht es den Landnutzern zukünftig, sich ein detailliertes Bild über die Beschaffenheit der ehemaligen Bergbauhalden zu schaffen und mögliche Risiken und Chancen für eine optimale Planung der Nachnutzungsoptionen frühzeitig zu erkennen“, so Prof. Benndorf.
Getestet wird das neue System künftig an zwei Beispielgebieten in der Leipziger Braunkohle-Folgelandschaft und im Limburger Steinkohlenrevier.
Finanziert wird das von August 2020 bis Juli 2022 laufende Projekt vom EU Research Fund for Coal and Steel (RCFS) (Förderzeichen 899278). Projektpartner sind die Beak Consultants GmbH, das Nachbergbauforschungszentrum der THGA Bochum, die MIBRAG mbH sowie die niederländischen Kollegen von Spectral Industries, Eijkelkamp SonicSampDrilll und die TU Delft.
Hintergrund ist der beschlossene Ausstieg aus der fossilen Energieerzeugung, in dessen Zusammenhang die meisten Kohlebergwerke in Europa in den nächsten zwei Jahrzehnten geschlossen werden sollen. Die damit verbundene strukturelle Transformation der teilweise großflächigen Kippen und Halden von der industriellen Nutzung hin zu einer attraktiven Nachfolgelandschaft birgt großes gesellschaftliches und wirtschaftliches Potential. Bereits jetzt bieten rekultivierte Tagebaue im Raum Leipzig oder in der Lausitz vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten für Familien.
Umweltfreundliche Ressourcengewinnung studieren
Wie die Ressourcengewinnung der Zukunft aussehen kann und wie sch diese mit dem Schutz der Umwelt und den Werten der heutigen Gesellschaft vereinbaren lässt, lernen die Studierenden der TU Bergakademie Freiberg im Studiengang "Geomatics for Mineral Resource Management". In dem Masterstudiengang werden die zukünftigen Geoingenieure zu Experten auf dem Gebiet der Geomatik ausgebildet. Dafür lernen sie unter anderem, wie man modernste Technologien zur Erfassung, Verwaltung, Analyse und Visualisierung von Geodaten optimal nutzt und daraus neue innovative Lösungen entwickelt.
Weitere Informationen unter: http://tu-freiberg.de/fakult3/mage
Foto: Drohnen sind ein wichtiges Tool zur Erfassung hochauflösender Geodaten. (Institut für Markscheidewesen und Geodäsie)