Ein deutsch-französisches Forscherteam um Paläontologen der TU Freiberg, entdeckte in Frankreich über 3,5 Meter lange versteinerte Knochen, die auf eine bisher unbekannte urzeitliche Säugetier-Gattung hinweisen. Die gesammelten Erkenntnisse wurden nun in einer Studie veröffentlicht.

Es begann 2001 mit geologisch-paläoklimatologischen Untersuchungen im südfranzösischen Lodève-Becken. Die Rote Sandsteine und Tonschichten erzählen Professor Jörg W. Schneider von der TU Bergakademie Freiberg viel über die Zeit des Perm, vor ungefähr 265 Millionen Jahren: In damals tropischer Lage war das Gebiet abwechselnd von Überflutungen und starken Dürreperioden geprägt. In einem felsigen Bachbett stolperte der Geologe dann über aufallend große versteinerte Knochen.

In den folgenden Sommern wurde der betonzähe Sandstein Stück für Stück abgetragen. Die Leitung des deutsch-französischen Grabungsteams hatte Dr. Ralf Werneburg, Direktor des Naturhistorischen Museums auf Schloss Bertholdsburg im thüringischen Schleusingen. Die großen Knochen, darunter Rippen von 60 Zentimeter Länge, ein 50 Zentimeter hohes Schulterblatt und 35 Zentimeter lange Oberschenkel gehörten einem Caseiden. Diese Gruppe stellt den primitivsten Seitenzweig der Säugetier-Stammgruppe dar. Äußerlich wirken Caseiden reptilienhaft, wie zu dick geratene Echsen mit Minikopf. Diese Gestalt ist typisch für einige der frühesten Pflanzenfresser der Evolutionsgeschichte: Das kurze Maul schob beständig unzerkaute Blätter nach, die im ausladenden Verdauungstrakt allmählich vergärt wurden.

Dr. Frederik Spindler, wissenschaftlicher Leiter am Dinosaurier Museum Altmühltal, ordnete die anatomischen Erkenntnisse in eine Stammbaumanalyse ein. Das ca. 3,6 Meter lange Tier stellt eine bislang unbekannte Spezies dar, Lalieudorhynchus gandi. Die vielleicht bedeutendste Entdeckung gelang jedoch erst durch eine Knochenprobe. Bei Lalieudorhynchus trägt das Knochengewebe Züge einer Osteoporose, ist schwammartig und nicht allzu stabil. Offenbar wurde das Körpergewicht von einigen hundert Kilogramm zeitweise von Wasser getragen. Damit bestätigen die Forscher eine neuere Hypothese, nach welcher die Caseiden die ersten „Urzeit-Flusspferde“ gewesen seien.

Foto: Fossile Rippe und Oberschenkelknochen von Lalieudorhynchus. Foto © Ralf Werneburg