Sachsens Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Martin Dulig war in Freiberg. Hier fand am 11. Januar 2024 die 1. Sächsische Rohstoffkonferenz statt. Diese wurde von der TU Bergakademie Freiberg und Martin Duligs Ministerium gemeinsam ausgerichtet. Auf der Konferenz zog Minister Dulig eine Zwischenbilanz der Neuen Sächsischen Rohstoffstrategie, welche neben den Primär- und Sekundärrohstoffen erstmals auch die nachwachsenden Rohstoffe miteinbezieht. Wir haben Martin Dulig dazu um ein Interview gebeten.

Herr Minister, die Neue Sächsische Rohstoffstrategie ist ein gutes Jahr alt. Warum war es nötig, diese neue Strategie zu entwerfen?

Die Nutzung und der verantwortungsvolle Umgang von einheimischen Roh- und Sekundärrohstoffen ist in den vergangenen Jahren immer notwendiger und wichtiger für die Zukunftsfähigkeit der sächsischen Wirtschaft geworden. Die Energie- und Verkehrswende, die Digitalisierung sämtlicher Wirtschafts- und Lebensbereiche sowie die Anforderungen an eine klimaneutrale und nachhaltige Wirtschaftsweise lassen die Nachfrage nach Rohstoffen und speziell nach sogenannten Hochtechnologierohstoffen weiter steigen. Mit der Neuen Sächsischen Rohstoffstrategie will die Staatsregierung den Freistaat als bedeutenden Rohstoffstandort im nationalen und internationalen Kontext stärken und zugleich einen wichtigen Beitrag leisten im Hinblick auf eine sichere und nachhaltige Rohstoffversorgung.

Inwiefern haben wir uns in der Energie- und Rohstoffpolitik zu sehr auf den Bereich Primärrohstoffe verlassen?

Der stetig steigenden Nachfrage nach Rohstoffen stehen die Auswirkungen der Corona-Pandemie mit weltweit gestörten Handels- und Lieferketten, die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sowie die Abhängigkeit Deutschlands und Europas von wenigen Rohstofflieferländern – allen voran China – gegenüber. Diese aktuellen Herausforderungen und geänderten Rahmenbedingungen sind in die strategische Neuausrichtung maßgeblich eingeflossen. Sekundär- und nachwachsende Rohstoffe haben deutlich an Wichtigkeit gewonnen. In der Rohstoffstrategie erfolgt deswegen erstmals eine ganzheitliche Betrachtung des Rohstoffbereichs. Die Staatsregierung unterstützt die Erschließung und Nutzung heimischer Rohstoffquellen durch bergbauliche Gewinnung, aber sie misst vor allem dem Rohstoffrecycling und den nachwachsenden Rohstoffen große Bedeutung zu. 

Bis 2050 will Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent werden – Stichwort „Green Deal“. Wie kann das gelingen und wie ist hier die sächsische Perspektive?

Das Vorhaben ist sicherlich ambitioniert. Mit unserer Rohstoffstrategie wollen und können wir aber unseren Beitrag leisten. Das Recycling von Rohstoffen, etwa aus Elektro- und Elektronikgeräten oder Altfahrzeugen, spielt dafür eine immer wichtigere Rolle. Das haben wir auch in der Rohstoffstrategie betont. Auch der weitere Ausbau von erneuerbaren Energien spielt eine wichtige Rolle. Sie machen uns nicht nur unabhängig, sondern haben auch eine deutlich bessere CO2-Bilanz als fossile Energiequellen.

Wie ordnen Sie die Forschung und Lehre an der TU Bergakademie Freiberg in Zusammenhang mit der Neuen Sächsischen Rohstoffstrategie ein?

Mit dem Standort Freiberg besitzt der Freistaat Sachsen ein interdisziplinäres Bergbau-Kompetenzzentrum, dessen Stärken vielfältig sind und dessen Ausstrahlung weit über Sachsen hinausgeht. Natürlich ist hierbei zuallererst die Bergakademie mit ihrer langen Geschichte und Tradition zu nennen. Deutschland braucht starke Impulse aus Forschung und Entwicklung sowie Freiheit in deren technologischer Umsetzung. Dann werden auch noch viel mehr wirksame Klimaschutzmaßnahmen möglich und die Kreislaufwirtschaft kann allumfassend so gestaltet werden, wie wir es uns im Green Deal vorgenommen haben. Die TUBAF ist dafür wichtiger Baustein.