Prof. Matthias Reich von TU Bergakademie Freiberg setzt sich als Dekan der Fakultät für Geowissenschaften, Geotechnik und Bergbau auch mit den kritischen Stimmen zum Thema Bergbau und Umweltschutz auseinander. Wir haben ihn zu seiner Meinung befragt.

1.       Am 27. Februar fand im Geschwister Scholl Gymnasium eine Podiumsdiskussion mit Schülern der 11. Klasse statt. Dort tauschten sie sich gemeinsam mit den Schülern, der Umweltaktivistin Jördis Thümmler und dem Geographielehrer Holger Gustmann zum Thema Rohstoffe und aktuelle Umweltbewegungen aus. Wie ist die Veranstaltung denn abgelaufen?

Zu Beginn der Veranstaltung hielt ich einen kurzen Impulsvortrag, in dem ich die Bedeutung von Rohstoffen in unserem Alltag darstellte. Dass wir täglich Energierohstoffe oder Stahl verbrauchen, war keine Überraschung, aber dass jeder Deutsche in seinem 70-jährigen Leben statistisch ca. 460 Tonnen Sand verbraucht, erzeugte doch einige sehr erstaunte Gesichter im Auditorium. Auch, dass in moderner Elektronik wie z.B. Handys mehrere Dutzend Elemente des Periodensystems verbaut sind, war nicht allgemein bekannt bzw. bewusst. Und alle diese Rohstoffe müssen aus der Erdkruste gewonnen werden. Dafür benötigen wir moderne Technologien. Ein wichtiger Aspekt ist hier der Bergbau. Dieser erfolgt heutzutage -  vor allem in Deutschland - nach höchsten Umweltnormen und mit sicheren Technologien.

2.       Dieser steht heute aber mehr denn je in der Kritik – und wird auch von Umweltbewegungen wie „Fridays for Future“ eher negativ betrachtet. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Ich finde es zunächst einmal sehr gut, dass sich die jungen Menschen für eine bessere Umwelt engagieren. Man muss aber bedenken, dass alles was wir nicht in Deutschland fördern, aus anderen Ländern importiert werden muss. Dort werden die Rohstoffe unter meist schlechteren Bedingungen gewonnen. Von einer Abschaffung des Bergbaus in Deutschland ist daher keine Verbesserung der Umweltstandards weltweit zu erwarten. Ich denke, dass wir nicht gegen bestehende Technologien demonstrieren sollten, sondern für bessere Alternativen. Und um diese zu entwickeln, braucht unser Land mehr junge Ingenieure und Wissenschaftler – und nicht weniger. An der TU Bergakademie Freiberg behandeln wir genau diese Themen und geben jungen Menschen das Handwerkszeug, um später selbst etwas bewegen und verbessern zu können.

3.       Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus Formaten wie der Podiumsdiskussion mit Gymnasiasten?

Von der sachlichen und angeregten Diskussion konnten alle Seiten etwas lernen und mitnehmen. Vielleicht hat es ja auch den einen oder anderen Freiberger Abiturienten überzeugt, ein Studium an der Bergakademie zu beginnen. Am Ende waren wir uns alle einig, dass solche Veranstaltungen, in denen die Wissenschaft, die Schule und möglichst auch die Politik gemeinsam zu Umweltfragen zu Wort kommen, öfter durchgeführt werden sollten. Schließlich sind die Schüler von heute, die Rohstoffexperten der Zukunft.